Mein Tirol

 

Mein Tirol - Ein Singspiel

 

Die wunderbare Musik von Gernot Niederfriniger kann ich in diesem Rahmen leider nicht “mitliefern”, daher muss diese kleine Auswahl von Texten allein einen kleinen Eindruck zu vermitteln versuchen. Geschrieben ist alles im Südtiroler Dialekt - in meinem Südtiroler Dialekt. Es war schön zu sehen, dass die Sänger und Schauspieler diesen teilweise an ihre eigene Sprechweise angepasst haben. Es war mein erster Versuch mit einem “Volksstück” - und er hat mir sehr große Freude gemacht. Von Anfang an war es beeindruckend, mit welchem Engament sich die Beteiligten an dieses kritische Stück gemacht haben. Vor der Premiere waren wir dann aber doch alle recht angespannt: Wie würde das Publikum auf diese teilweise sehr scharfe Satire reagieren? Mit derartig begeisterten Rückmeldungen hatten wir nicht rechnen können. Anstatt der erhofften 1.000 Zuschauer hatten am Ende an die 2.000 Leute das Stück gesehen - jeder Abend war ausverkauft, und zusätzlich zu der einen hätten wir wohl noch eine zweite Zusatzaufführung machen können. Es scheint, als hätten wir einen Nerv getroffen...



Am Beginn des Stücks bekennt der Protagonist Toni Inneraußerer, dass er sich schwer tut mit der Heimat, und warum das so ist, erklärt er im folgenden Lied:


I will kuan Tirolerhuat


Wo i geah und steah

tuat miar der Schedl weah,

wail in Berg und Tol

hearsch lai meahr: Tirol.


I will kuan Tirolerhuat,

miar glong main Tiroler Bluat,

für des i nicht tua und für des i nicht konn,

des i holt uanfoch sait ollm schun hon.

Innigworfn in des Lond

suach i main Plotz, suach i main Stond,

lai: Geah i außi bo der Tiir,

kimm i miar wia a Fremmer fiir.


Oft huck i in der Vinschgerboun

und lous miar insre Jugnd oun.

Wenn i hear, wos de olls sogn,

kriag i Ongscht um Kopf und Krogn.

Die glaiche Laier wia die Jungen

hom jo schun die Oltn gsungen.

Die Grundaussog von ollem demm isch

a groaßer Hoss auf olls, wos fremm isch.


Wenn i des hear, kimp miar a Wuat:

I will kuan Tirolerhuat.


A im Radio und Fernseh

Hearsch ollm lai in glaichn Schmäh:

Der guate olte Hofer Ander

Sogg no ollm: Zait ischs, Mander.

Und bom Erbe insrer Väter

hearsch ollm von Opfer, nia von Täter.

Heldn gib’s bon ins genua,

obr i kear nit dazua.


Daitschtum, Volkstum, Tirolertum –

Brum isch miar des olls zu tum?


Wenn i des olles siech und hear,

woaß i nit, wouhin i kear,

sou zu sain, wia i nit bin,

des kimp miar nit in Sinn.


Sai’s, wia’s sai, und kurz und guat:

I will kuan Tirolerhuat!


Nun bricht Toni auf und sieht sich in Tirol um. In der Stadt erlebt er so einiges Unerfreuliches. Er kehrt ihr den Rücken, um auf dem Land bessere Erfahrungen zu Sammeln. Im Dorf jedoch trifft Toni auf ein paar Klatschweiber:


Gerüchteküche


Hosch keart? Na schun? A was? Na geah!

I glab – sog lai! Aiwoll! O weah!

Wersch decht nit – sou geats – lous zua!

Ma dai? Sogsch schun? Woasch wos? Genua!

Ghoaßn hots und schainpor war –

Außer holt, i taisch mi schwar –

Geschtern isch – sog wia! Sog wou!

Sain tuat’s der decht! Hear au! Wos nou?

Nit zun glabm! Ober gwies!

Bisch der sicher? Mit der Lies?

Wer hot ihr den Ring nor gschenkt?

Und i honmers nou gedenkt!

Na, unmeiglich! Ollerhond!

Tat mi schamen! Sou a Schond!

In gwiese Lait isch nicht zu bleid!

Olls derlougn! Olls lai Greid!



Er flieht in ein Wirtshaus. Dort wird am Stammtisch philosphiert:


Die Sündenbock-Litanei


Huck her und derzeil, wos geat denn mit diar?

Nit suanlen, Svetlana, geah, bring nou a Biar!

Iaz ruck lai frisch außer, wou’s zwickt und wou’s druckt,

loss hearn, wos diar auf der Leber drau huckt!

Nor sog schun, wos hosch denn, wos regg di denn au?

A was, brauchsch nicht sogn, i woaß es genau:

Diar stinkn die Stuiern, di steart der Verkear,

dein Chef will di fuiern, die Ex-Frau will mear,

die Fremmen schmarotzn, der Orzt hot gepfuscht,

die Kinder tian motzn, die Frau hot kuan Luscht.

Gell, hon i’s derrotn? Des hon i miar denkt!

In Zaitn wia insre kriag niamand nicht geschenkt.

Do muaß man sich ergern, do raißt die Geduld,

des sain kuane Zuaständ – und wer isch droun schuld?


Die Waiber, die Mander, die Lait – und die Waltschn

Die Oltn, die Jungen, es Volk – und die Waltschn

Der Voter, die Muater, es Kind – und die Waltschn

Die Oma, der Opa, der Hunt – und die Waltschn

Es Hondwerk, die Bauern, die Wirt – und die Waltschn

Die Schialer, die Learer, die Schual – und die Waltschn

Die Schützn, die Ferschter, die Karpf – und die Waltschn

Die Doosing, die Fremmen, die Piff – und die Waltschn

Die Eva, der Pius, der Luis – und die Waltschn

Die Schnolser, die Psairer, es Lond  – und die Waltschn

Die Raichn, die Ormen, der Stoot – und die Waltschn

Die Schutzmocht, die UNO, der Kriag – und die Waltschn

Die Stuiern, die Löhne, es Gsetz – und die Waltschn

Der Islam, die Judn, die Kirch – und die Waltschn

Die Auto, die Loschter, der Stau  – und die Waltschn

Es Wetter, der Regn, die Kelt – und die Waltschn

Es Fuier, es Wosser, die Luft – und die Waltschn

Der Fernseh, die Zeitung, die Medien – und i!



Toni geht auf die Alm, um den Leuten zu entkommen. Dort erlebt er einen “Almrausch”.


Almrausch


Gros untern Fuaß, Sunn auf der Haut,

himmlweit Schlesser aus Wolken gebaut.

Bluamen im Hoor, af die Lippn a Liad,

der gonze Mensch isch a Bergwies, de bliat.


Die Oarn voll Grillen, die Augn voll Liacht

und lai a linds Liftl, des laicht drieberziacht.

Still staig a Tram af der Bergkettnstiag –

Es Herz werd a Vougl und fliag.



Doch auch hier wird er enttäuscht und zieht eine bittere Bilanz:


Tonis Bilanz


Jo, main Landl, schian warsch schun,

in der Friah bor erschtn Sunn,

a af Nocht bo Moun und Stearn

siech i Berg und Teler gearn.

Lai, wenn i genauer schaug,

siech i viel, wos miar nit taug.


Miar mocht kuaner eppis vour,

i sing nit im Jubelchour:

I hons Landl ogeklappert

und nit Sprichlen nochgeplappert,

i hon gsechn, wos do laaft,

wia man ins für bleid verkaaft.


In der Stodt,  jo, do geaht’s zua,

do hosch nindersch nit a Ruah!

Wia vom Fux verschuichte Hennen

siggsch sie ummanonderrennen,

ollm lai kafn, stressn, tian,

sell isch galing nimmer schian.


In die Derfer kimp miar fir,

kuaner kennt die oagne Tir.

Gschaftlhuabrisch, kluankariert,

wern do Privatkriag gfiahrt.

Und stian olle unter Schock,

findet sich a Sündnbock.


Und iaz lai fürs Protokoll:

In die Berg isch a olls voll!

Sogor in die heachschtn Heachn

rennen sie sich af die Zeachn.

Wer Entsponnung suacht und Ruah,

kimp do oubn nit dazua.


Brauchsch zulescht no an Beweis?

Es hot olles ollm an Preis!

Ohne Zoschter, ohne Schouder

Blaib lai olls a laars Geplouder!

Wer kuan Geld hot in Tiroul,

dem isch epper nit long woul.



Am Ende jedoch wird doch noch alles gut...









 

Zu den Fotos...

 
 

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